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Hinter Gittern

Franz Muhr

 

 

Die vergangenen neun Jahre zählen für Franz Muhr zu den bewegendsten seines Lebens: Mit 55 begann er Neues und entschied sich für die Ausbildung zum Diakon.

 

Franz Xaver Muhr ist Mitte Fünfzig, Bauleiter und seit 40 Jahren bei einem Energieversorgungsunternehmen tätig. Ehefrau Inge ist über 30 Jahre an seiner Seite. Die beiden Töchter gründeten bereits eigene Familien, die Enkelkinder halten die Großeltern auf Trab. Ein erfülltes Leben. Unerwartet bricht nach Jahrzehnten kirchlicher Mitarbeit in Ohlsdorf, Gmunden, Orth und der Kapuzinerkirche Neues auf. Ein Priester spricht Muhr direkt auf den Diakonat an: „Du hast das Zeug und die Begeisterung dafür.“ Unterstützt von seiner Frau und ermutigt durch seine Familie wagt Muhr den Aufbruch: Er beginnt die Ausbildung zum Ständigen Diakon.

 

Üblicherweise muss zumindest ein Großteil der theologischen Ausbildung abgeschlossen sein, bevor man mit dem Diakonatskreis beginnt. Muhr kann beides parallel absolvieren: „Eine anstrengende Zeit, weil ich beruflich voll aktiv war.“ Im Zuge eines Stellenabbauplans seines Dienstgebers erhält er mit 57 Jahren das Angebot, in ein Stufenpensionsmodell einzutreten. Muhr zögert nicht, kann er doch nun sehr vertiefend seine Diakonatsausbildung 2016 abschließen. Seine Frau nimmt an fast allen Ausbildungseinheiten teil, das Ehepaar erlebt sich als gutes Team. Die Gemeinschaft, die während der vierjährigen Ausbildung gewachsen ist, sieht Muhr als außerordentlich wertvoll für Austausch und Reflexion.

 

Folgenschwere Begegnung

„Herr, was willst du, dass ich tue?“ Gegen Ausbildungsende stellt Muhr sich ganz konkret diese Frage. Ohne Antwort im Gepäck fährt er zu den Weiheexerzitien nach Assisi. Beim Frühstück mit dem ehemaligen Referenten der Diakone und langjährigen Welser Gefängnisseelsorger, Franz Schrittwieser, erkundigt sich dieser nach einer ehemals inhaftierten Frau, deren Familie das Ehepaar Muhr betreut hat. Franz Muhr berichtet von der Normalisierung der Situation. Kurzes Schweigen – und ein spontanes „Glaubst du, kann ich das?“ aus seinem Mund. Ein „Augen-Blick“ Zutrauen und die Antwort steht fest: sein Dienst für Gefangene.

 

Ab August 2016 fährt Muhr wöchentlich nach Wels, um die Justizanstalt, die Gesprächsführung mit den Strafgefangenen, den Kontaktaufbau zur Justizwache und rechtliche Grundlagen kennenzulernen. Schrittwieser schult ihn sechs Monate lang ein. Dann bittet er Bischof Scheuer, ihn zum Diakon für die kategoriale Seelsorge zu weihen. Am 25. März 2017 empfängt er in der Kapelle des Bildungshauses Schloss Puchberg die Weihe, unter den Mitfeiernden auch das Führungsteam der Justizanstalt Wels.

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Diakonenweihe von Franz Muhr am 25.3.2017, Bildungshaus Puchberg
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Diakonenweihe von Franz Muhr am 25.3.2017, Bildungshaus Puchberg
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Diakonenweihe von Franz Muhr am 25.3.2017, Bildungshaus Puchberg
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Diakonenweihe von Franz Muhr am 25.3.2017, Bildungshaus Puchberg
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Diakonenweihe von Franz Muhr am 25.3.2017, Bildungshaus Puchberg
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Diakonenweihe von Franz Muhr am 25.3.2017, Bildungshaus Puchberg
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Diakonenweihe von Franz Muhr am 25.3.2017, Bildungshaus Puchberg
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Diakonenweihe von Franz Muhr am 25.3.2017, Bildungshaus Puchberg
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Diakonenweihe von Franz Muhr am 25.3.2017, Bildungshaus Puchberg
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Diakonenweihe von Franz Muhr am 25.3.2017, Bildungshaus Puchberg

 

Auf Augenhöhe
Einen Tag pro Woche ist Muhr als ehrenamtlicher Gefängnisseelsorger im Dienst, wobei er auch im Dekanat Gmunden in der Liturgie und Sakramentenspendung mitarbeitet. Im Gefängnis feiert er 14-tägig Wortgottesdienste, steht für seelsorgliche Einzelgespräche zur Verfügung. Mittlerweile hat er auch die Anerkennung durch die Justizanstalt schriftlich: Mit eigenem Schlüssel darf er zu den Gefangenen in die Zellen gehen – ein besonderer Vertrauensbeweis.

 

Seine Lebenserfahrung familiärer wie beruflicher Art hilft ihm bei seinem Dienst. Mit den Strafgefangenen in Kontakt zu kommen, fällt ihm leicht. Sie brauchen jemanden, der sie ernst nimmt, nicht lange nachfragt. Er lenke das Gespräch auf die seelsorgliche Ebene. Wertschätzende Begegnungen, Achtung und der Kontakt auf Augenhöhe sind ihm wichtig. Er trifft auf „so viele verwundete Herzen“ und er versucht durch seinen Dienst, „Begegnung zu ermöglichen, wo Herzen einander berühren“.

 

Während der 35-minütigen Autofahrt nach Wels betet er für die Gefangenen. Das öffne ihn für das, was ihn erwarte, so Muhr. Berührt von den Schicksalen, besonders jugendlicher Straftäter und Suchtkranker, legt er auf der Heimfahrt alles zurück in Gottes Hand. Mit seiner Frau reflektiert er das Erlebte, „sie ist eine begnadete Zuhörerin“. Und: „In die Eucharistiefeiern nehme ich im Gebet die ganze Gemeinde der Justizanstalt mit.“

Von Maria Fibich

 


  

Diakon: Tendenz steigend

Die Zahl der Ständigen Diakone wächst, weltweit gibt es 45.000. In Österreich sind über 750 Diakone tätig, die mit viel Berufserfahrung, fast ausschließlich ehrenamtlich und in einer Familie lebend, das Bild der Kirche mitprägen.

 

Aufgabenfelder: Sie werden für Pfarr- oder kategoriale Seelsorge geweiht, übernehmen Dienste gelebter Caritas und Solidarität, in der Verkündigung und Liturgie.

 

Lebensform: 90 Prozent der Kandidaten sind verheiratet, sechs Prozent unverheiratet. Diese verpflichten sich zum Zölibat. Vier Prozent sind Witwer bzw. leben von ihren Ehefrauen getrennt.

 

Zulassung verheirateter Männer: Sie müssen sich in Ehe und Familie (fünf Jahre), Kirche und Beruf bewährt haben.

 

Ausbildung: Sie dauert etwa sechs Jahre und umfasst neben der menschlichen Bildung und spirituellen Formung eine fundierte theologische und pastorale Ausbildung mit Praktika. Bei verheirateten Männern muss die Ehefrau ihr Einverständnis zu Ausbildung und Weihe geben.

 

Alter: Unverheiratete Kandidaten müssen bei der Weihe 25, verheiratete Männer 35 Jahre sein.

 

Mehr über Franz Muhrs Dienst 

www.kirchenzeitung.at/newsdetail/rubrik/mein-platz-als-diakon-ist-im-gefaengnis/

 

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