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Lob der Freundschaft

Wenn Brüder auch Freunde sind…

Priester gelten nach außen oft als Einzelgänger. Aber auch sie sind zunehmend auf ein funktionierendes soziales Netz angewiesen.

 

Als Kind saß ich an einem Nachmittag zu Hause vor dem Fernseher: Der ORF übertrug ausnahmsweise statt des Kinderprogramms gerade einen Gottesdienst, in dem Papst Johannes Paul II. im Rahmen eines Auslandsbesuchs einigen Männern die Priesterweihe spendete. Eines hat sich von dieser Sendung mit ihrer Bildsprache tief in meiner Erinnerung eingeprägt: Beim Friedensgruß vor der Kommunion umarmten einander die neu geweihten Priester mit einer berührenden Herzlichkeit, die mich ganz in ihren Bann zog.

 

Mit sichtlicher Freude fielen diese Menschen einander in die Arme und ich hatte in diesen Momenten den Eindruck, dass dieses liturgische Zeichen die Erfüllung der rituellen Üblichkeit bei Weitem überstieg. Diese Neupriester waren miteinander offensichtlich nicht nur durch das gemeinsame Amt verbunden, das ihnen gerade in der Weihe übertragen worden war, sondern auch durch den langen gemeinsamen Ausbildungsweg: Was man da im Fernsehen sah, waren starke Bilder von Weggefährten, von Brüdern, die einander in der Freundschaft mit Jesus zu Freunden geworden waren.

 

Gemeinsam bestehen

 

Von den Priestern fordert das Zweite Vatikanische Konzil in der Ausübung ihres Dienstes als Minimum die kollegiale Zusammenarbeit. So heißt es in Presbyterorum Ordinis, dem Dekret über Dienst und Leben der Priester: "Kein Priester kann abgesondert und als Einzelner seine Sendung hinreichend erfüllen, sondern nur in Zusammenarbeit mit anderen Priestern, unter Führung derer, die die Kirche leiten."

 

Von Freundschaft aber spricht das Konzil im selben Dokument zunächst nur als Qualitätsmerkmal der Beziehung des Bischofs zu seinen Priestern und schließlich im Zusammenhang mit dem Umgang von Priestern mit "Versagern" in den eigenen Reihen: "Mit brüderlicher Liebe und großer Herzensgüte sollen sie aber denen zur Seite stehen, die in irgendwelchen Punkten versagt haben; für sie müssen sie sich mit inständigem Gebet bei Gott verwenden und sich ihnen gegenüber stets als wahre Brüder und Freunde erweisen" (Presbyterorum Ordinis 8).

 

Die Qualität der Beziehungen unter Priestern zeigt sich demnach im gemeinsamen Bestehen von Herausforderungen, im konkreten gegenseitigen Beistand in schwierigen Situationen. Dann kann es geschehen, dass die Brüderlichkeit in eine Freundschaft geführt wird, von der Jesus sagt: "Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde" (Joh 15,13).

 

Fruchtbar für die Gemeinde Solche Verbundenheit unter Priestern ist heute eine Kostbarkeit, die Anziehungskraft hat. Es hat etwas Gewinnendes, wenn beispielsweise in einer Pfarre oder einer Diözese der Zusammenhalt der Priester positiv auf den Zusammenhalt der Gemeinde oder der gesamten Ortskirche "abfärbt". Da springt der Funke der Frohen Botschaft zündend und glaubwürdig über. Umgekehrt erleben es Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche als problematisch oder gar abstoßend, wenn Priester einander misstrauen, behindern oder verachten. So gesehen kann der liturgisch geübte Friedensgruß ein sichtbarer Ausgangspunkt sein, in dem Spaltungen überwunden werden, sich zwischen Priestern Brüderlichkeit entfaltet, die den priesterlichen Dienst charakterisiert, aus dem schließlich Freundschaften wachsen können.

 

Richard Tatzreiter

 

Erschienen in: "miteinander" | Jahrgang 2016 | Ausgabe September

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