Mag. Lukas Cioni
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miteinander-Magazin
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Allzeit bereit: Auch bei Notfällen lernen Pfadfinder zu helfen. |
Punkt, Punkt, Punkt, Strich, Punkt ... – Helena versucht sich das Morsealphabet einzuprägen und übt es an ihrem Namen, während nach und nach Kinder eintreffen und das Pfadfinderheim in Gars im Kamptal mit Leben füllen. Sonja Mostböck und die Verantwortlichen wühlen sich durch Mullbinden, Dreieckstücher und Heftpflaster. Heute sollen die Guides und Späher, also Mädchen und Burschen zwischen 10 und 13 Jahren, lernen, was im Notfall zu tun ist. Allzeit bereit wollen Pfadfinder sein, beispielsweise „um helfen zu können, wenn jemand verletzt ist“, sagt Fabian. Geübt wird die stabile Seitenlage – und zwar am lebenden Objekt. Jeder darf für den Ernstfall einmal probieren, aber auch Opfer spielen. Allzeit bereit – auch dazu, stets Neues zu lernen.
Gemeinschaft erleben
Zur gleichen Zeit hat es sich eine Gruppe von jungen Erwachsenen in einem Nebenraum auf einer Couch gemütlich gemacht. Sie denken gemeinsam darüber nach, wie man die Anlage des neuen Pfadfinderheims noch attraktiver gestalten könnte: mit einer Kräuterspirale zum Beispiel, die in den nächsten Wochen gleich umgesetzt werden soll. Die Natur liegt den Pfadfindern schließlich besonders am Herzen. Deswegen verbringen sie nicht nur ihre wöchentlichen Treffen meist im Freien, ein beliebter Fixpunkt sind auch die jährlichen Lager. Das Leben in der Natur und in Gemeinschaft fasziniert und lädt zu einem einfacheren, reduzierten Leben ein, erzählt der 34-jährige Andreas, der wie die meisten schon seit seiner Kindheit bei den Pfadfindern ist.
Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden habt.
Die Ranger und Rover, wie die Pfadfinder in der älteste Stufen heißen, haben sich erst kürzlich überlegt, was es für sie bedeutet, ein Pfadfinder, eine Pfadfinderin zu sein: Neben der Verbundenheit mit der Natur kamen da auch Antworten wie Lachen können, Gemeinschaft, Auszeit und Ich-sein-Können. Für Andreas gehört auch dazu, „allzeit bereit zu sein für die Herausforderungen und Abenteuer des Lebens, ja für die Veränderungen, die einem begegnen“ – im individuellen Bereich genauso wie in der Gesellschaft.
Die Natur liegt den Pfadfindern besonders am Herzen. Gemeinsam verbringt man viel Zeit draußen und lernt so, ein einfacheres Leben zu führen. |
Täglich eine gute Tat
Jeden Tag eine gute Tat zu tun, wie das traditionelle Pfadfindermotto lautet, ist Motivation und gibt Orientierung im Leben – und es gilt natürlich nicht nur, wenn man die Pfadfinderkluft trägt. Als Pfadfinder ist man bewusster unterwegs. Das fängt schon beim Papier an, das man am Boden sieht und aufhebt, statt daran vorbeizugehen. Auch damit verwirklicht man den Auftrag, den der Gründer der Pfadfinder, Robert Baden-Powell, seiner Bewegung Anfang des 20. Jahrhunderts mit auf den Weg gegeben hat: „Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden habt.“
Daniel Seper
Die Pfadfinder sind eine internationale, religiös und politisch unabhängige Bewegung für Kinder und Jugendliche. In Österreich gibt es rund 85.000 Pfadfinderinnen und Pfadfinder. Die Pfadfindergruppe in Gars am Kamp/NÖ besteht seit 1947 und zählt derzeit knapp 100 Mitglieder. |