Kontakt

 

Mag. Lukas Cioni

Redaktionsleiter "miteinander"

Stephansplatz 6

1010 Wien

Tel.: +43 1 516 11-1500

 

Sie haben eine neue Adresse? Schreiben Sie uns hier oder rufen uns unter DW 1504 an.

 

Redaktion & Impressum

Geschenkte Zeit

Friede sei ihr erst Geläute …

Ihr Geläut gibt dem menschlichen Alltag seit jeher eine fixe zeitliche Struktur – zugleich galt das Glockenläuten immer auch als Bindeglied zwischen Himmel und Erde.

Von Isabella Oberortner

 

 

"Fest gemauert in der Erden
Steht die Form, aus Lehm gebrannt.
Heute muss die Glocke werden.
Frisch, Gesellen, seid zur Hand.
Von der Stirne heiß
Rinnen muss der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben,
Doch der Segen kommt von oben."

Friedrich Schiller, Das Lied von der Glocke

 

 

In seinem weltberühmten „Lied von der Glocke“ verknüpft Friedrich Schiller die Entstehung einer Glocke mit den Stationen des menschlichen Lebens: Ob Taufe, Erstkommunion, Firmung, Hochzeit oder Beerdigung – es ist die Glocke, die mit ihrem Klang das gesamte menschliche Leben begleitet und durchpulst.

 

 

Metallenes Klangwunder

Auch die Glocken der Familie Grassmayr sind für die Ewigkeit gemacht – und seit einer Ewigkeit ist der Glockenbau Familientradition, genauer gesagt: seit 1599. Nur einmal musste die Produktion pausieren – der Dreißigjährige Krieg forderte seinen Tribut und von der Firma Grassmayr den Guss von Kanonen. Die klingende Tradition macht die Grassmayrs somit nicht nur zum ältesten Familienbetrieb Österreichs, sie zählen mittlerweile auch zu den drei wichtigsten Glockengießereien in Europa. Das Grundprinzip des Glockengießens ist immer noch das Gleiche wie damals im ausgehenden Mittelalter, als Bartlmä Grassmayr die erste Glocke goss: Als Erstes wird der Kern aus Ziegel und Lehm gemauert. Er entspricht der inneren Glockenform. Darauf kommt die „falsche“ Glocke. Sie besteht ebenfalls aus Lehm und hat Verzierungen aus Wachs an der Oberfläche. Dieser Teil entspricht der zukünftigen Glocke. Darüber wird die nächste Schicht gegeben: der Mantel. Nachdem alle Schichten gebrannt sind, wird der Mantel weggehoben und die „falsche“ Glocke zerschlagen. Anschließend wird der Mantel wieder darauf gesetzt und in die Aushöhlung, die durch das Zerschlagen der falschen Glocke entstanden ist, wird Bronze und somit die „richtige“ Glocke eingegossen.

 

Eine Glocke wird in Form gegossen. 

 

Die ersten Glocken stammen aus China und sind rund 5.000 Jahre alt. Ihr Hohlraum war in Asien einst auch die Maßeinheit für Getreide. Vor allem aber war die Glocke ein Musikinstrument und wurde bei verschiedenen Kulthandlungen eingesetzt. Die Klänge galten aber schon in den frühen Tagen der Glocke als Bindeglied zwischen Himmel und Erde.  Auch in Indien, Mesopotamien und bei arabischen Reitervölkern war und ist die Glocke bekannt und beliebt: Im tibetischen Buddhismus symbolisieren Glocken den Übergang zwischen den Welten und rufen die Mönche zum Gebet. Auch im Christentum ruft das Glockengeläut in die Kirche oder zum Gebet.

 

Glockenschlag als Zeitmessung

Aber der Glockenklang hat bei Weitem nicht immer mit Religion zu tun. Der Stundenschlag oder auch der Viertelstundenschlag ist vor allem auf dem Land noch sehr gebräuchlich. Viele Glocken verkünden weiterhin die Uhrzeit, obwohl die Menschen sie dafür eigentlich schon lange nicht mehr brauchen. Viele Menschen empfinden den regelmäßigen Glockenschlag als beruhigend. Wer ihn jedoch nicht gewohnt ist, kann ihn als störend, ja bedrohlich empfinden – wohl auch, weil er das beunruhigende Verrinnen der Zeit verkündet oder weil er schlicht die Nachtruhe stört. Wegen Beschwerden wurde das nächtliche Viertelstundenläuten mancherorts schon verboten.

 

Hat die Glocke somit ausgedient? Wohl kaum – jedenfalls nicht, solange die Pummerin zu Silvester ertönt, die Diözesen wie am 27. September durch Glockenschlag auf den Welthunger aufmerksam machen und christliche Traditionen weiter getragen werden.

 

 

Dem dunkeln Schooß der heil’gen Erde

Vertrauen wir der Hände That,

Vertraut der Sämann seine Saat

Und hofft, daß sie entkeimen werde

Zum Segen, nach des Himmels Rath.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

CANISIUSWERK
Zentrum für geistliche Berufe

Stephansplatz 6
1010 Wien

Telefon: +43 1 516 11 1500
E-Mail: office@canisius.at
Darstellung: