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Glauben ohne Barrieren

Gelebte Berufung im Rollstuhl

Ein Autounfall im Jahr 2000 ändert das Leben von Pfarrer Markus Madl. Ein Wendepunkt, der dem Geistlichen einen neuen Blick auf seine Berufung eröffnete.
Von Lukas CIONI

 miteinander 5-6/2025

miteinander-Magazin 5-6/25

Ich war nie bewusstlos, habe aber vom Hals abwärts nichts mehr gefühlt“, so beschreibt Pfarrer Markus Madl die ersten Momente nach seinem Autounfall am 13. Juli 2000. „Es geschah auf einer Landstraße, ohne Fremdeinwirkung. Das Auto überschlug sich.“ Eine Fraktur des sechsten Halswirbels war die Folge. „Die Operation verlief gut, aber das taube Gefühl blieb.“ Lebensbedrohlich wurde es vor Beginn der ersten Reha-Therapie. „Wasser hatte sich in meiner Lunge gesammelt, es kam zu Komplikationen. Ich befürchtete zu sterben“, so Madl. Doch die Ärzte stabilisierten ihn, es folgten Physio- und Psychotherapien.


Seinen 30. Geburtstag feierte Madl in der Reha, „ebenso wie meinen ersten Gottesdienst nach dem Unfall – liegend im Bett in der Spitalskapelle“, erinnert sich der 54-Jährige. Das Leben im Rollstuhl eröffnet Madl einen neuen Blick auf seine Berufung: „Der Rollstuhl zeigt mir auf, was es heißt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – auf das Gebet, auf die Menschen und darauf, das Evangelium zu verkünden. Der Rollstuhl ist Sinnbild meiner Berufung.“ Seit 2007 ist Madl Pfarrer in Graz-Graben. Einst dachte er, Predigten müssten kurz sein. Heute weiß er: „Die Predigt beginnt bei der Begegnung mit den Menschen, lange bevor ich spreche.“


Auf Augenhöhe
Für den Pfarrer ist der Rollstuhl nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern ein „pastorales Werkzeug der Sonderklasse“, um Menschen zu erreichen: „Kinder etwa sind ohne Scheu, vorurteilsfrei und mir war es immer wichtig, ihnen auf gleicher Ebene zu begegnen. Vor dem Unfall kniete ich vor ihnen nieder, nun sitze ich auf Augenhöhe, um ihnen die Kommunion zu spenden.“ Oft erlebe Madl zudem im Alltag, dass „Denkprozesse allein durch meine Anwesenheit in Gang gesetzt werden“, wie er sagt.


Hindernisse zu überwinden sei eine tägliche Herausforderung für Rollstuhlfahrer. Schmale Eingänge, Stufen, enge Türen. „Es reicht nicht, wie hingespuckt eine Rampe bei Stufen aufzustellen. Funktionalität und Ästhetik müssen zusammenspielen“, so Madl.
In Zusammenarbeit mit der Stadt Graz und dem Denkmalamt setzte sich Madl für einen barrierefreien Zugang zur Grabenkirche Graz ein: „Eine Kirche ist für alle da. Das muss nicht nur gepredigt, sondern auch praktisch gelebt werden. Seit 2017 ist ein barrierefreier Zugang zur Grabenkirche möglich.“ Positiv hebt Madl zudem den barrierefreien Zugang zum Grazer Dom sowie die Zufahrt bei der Wallfahrtskirche Maria Pöllauberg hervor. Die Maßnahmen: Mehr als eine bauliche Veränderungen, denn Inklusion beginne dort, wo Hindernisse nicht nur erkannt, sondern mit Taten beseitigt werden – „sei es bei Türen, Zufahrten oder in den Menschen“, so Madl.

miteinander-Magazin 5-6/25
Praktisch handeln
Oft sind es kleine, unkonventionelle Momente der Hilfe, die Madl beeindrucken: „Ich versuchte in Graz die Straße zu queren, die Ampel blinkte. Ohne Vorwarnung schob mich ein junger Mann auf die andere Seite. Er entschuldigte sich für sein Eingreifen, aber ich war positiv beeindruckt.“ Zu einer Straßensperre der besonderen Art kam es, als der Pfarrer einst versuchte, bei Stoßverkehr auszuparken: „Hinter mir hielt ein schwarzer Sportwagen. Zwei Männer in Anzügen stiegen aus und blockierten in Seelenruhe den Verkehr.“ Diese Situationen und bauliche Verbesserungen verdeutlichen Madl, wie seine Berufung ihn leitet und wie unkonventionell Hilfe sein kann, wenn Barrieren verblassen.

 


miteinander-Magazin 5-6/25

Markus Madl
ist seit 2007 Pfarrer in Graz-Graben und setzt sich für barrierefreie Zufahrten und Eingänge, wie etwa bei der Grabenkirche Graz, ein.

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