Mag. Lukas Cioni
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miteinander 5-6/2025
Sie sind in einer sportbegeisterten Familie aufgewachsen. Doch das allein macht wohl noch keine Olympiasiegerin. Wie ist es dazu gekommen?
Als ich mich im Alter von sieben Jahren entschieden habe zu segeln, habe ich davon geträumt, ganz oben zu stehen und die Beste der Welt zu sein. Dass dies trotz vieler Rückschläge im Vorjahr zu Olympia 2024 geklappt hat und dass ich nun die Goldmedaille in Händen halten kann, ist schon ein unfassbares Gefühl und war ein Mega-Erlebnis. Nicht einmal ein Jahr davor habe ich mein Studium der Humanmedizin mit dem Doktorat abgeschlossen. Beide Errungenschaften geben mir heute Zufriedenheit im Leben.
Welches Gefühl haben Sie, wenn Sie sich bei starkem Wind weit aus dem Boot lehnen und nur mehr mit Seilen mit diesem verbunden bleiben?
Ein unheimlich gutes. Es ist so schade, dass viele Menschen den Segelsport als langweilig erachten, was er aber nicht ist. Ich übe auch andere Sportarten aus, aber Segeln gibt mir ein besonderes Gefühl der Freiheit – vor allem dann, wenn man über sechs Meter hohe Wellen springt, du allein am Wasser bist und du dich mit Naturgewalten auseinandersetzen musst und sie nicht beherrschen kannst. Jeder Tag am Wasser ist anders, weil du immer situationsflexibel agieren musst.
Sie bezeichnen sich als einen sehr intuitiven Menschen. Was für Elemente sind ausschlaggebend, um auf Weltklasse-Niveau zu segeln?
Beim Segeln spielen Taktik und Strategie eine entscheidende Rolle. Ich lese Bücher von großen Meistern, deren Tipps man alle anwenden kann. Aber sie reichen nicht für die ersten drei Platzierungen, da du ein gewisses Extra brauchst, um den ersten Platz zu erreichen. Für mich ist es das Bauchgefühl. Habe ich Zweifel, kann ich es abrufen. Es hilft mir, bestimmte Situationen intuitiv zu entscheiden. Lange darf man nicht nachdenken, weil es sonst zu spät sein könnte.
Als Sportlerin ist man im Wettbewerb immer gefordert. Welche Unterschiede merken Sie im Alltag?
Ich finde, dass Sportler generell die Fähigkeit haben, auf bestimmte Situationen flexibel einzugehen und zu reagieren. Meine beste Freundin ist sehr strukturiert und plant Dinge mehrere Monate voraus – im Gegensatz zu mir. Als ich einmal zu ihr nach Wien unterwegs war und sie spontan fragte, ob sie Zeit hätte, reagierte sie sehr grantig. Mittlerweile hat sie durch mich gelernt, schnell zu handeln und flexibel zu sein.
Welche Kompetenzen aus dem Sport helfen Ihnen?
Ich bin davon überzeugt, dass ich als Sportlerin mit Rückschlägen und Frustration besser umgehen kann als andere Menschen.
Regelmäßiges Sport-Training ist unverzichtbar. Was macht diese disziplinierte Routine mit Ihnen?
Meine Trainings dauern drei bis vier Stunden. Aus jedem einzelnen gehe ich gestärkt hervor – besonders dann, wenn ich die von mir zuvor gesteckten Ziele erreichen konnte. Sportsegeln gibt mir viel Selbstvertrauen, um etwa einen starken Sturm am Meer zu bestehen. In mir macht sich danach immer das Gefühl der Unsterblichkeit breit.
Welche Rolle spielt der Glaube in Ihrem Leben?
Keine übergeordnete. Ich bin leider kein religiöser Mensch im allgemeinen Sinn, aber ich glaube an Elemente wie Seelen, die nach dem Tod im Himmel weiterleben.
Lara Vadlau
ist österreichische Seglerin und gewann 2024 bei den Olympischen Sommerspielen in Paris gemeinsam mit dem Vorarlberger Lukas Mähr die Goldmedaille in der Segelklasse 470 für Österreich. Bereits zuvor holte die 31-Jährige bei Europa- und Weltmeisterschaften mehrere Medaillen. Das Studium der Humanmedizin an der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien schloss die gebürtige Steirerin im Vorjahr ab.