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Strampeln, Schwitzen, Widerstand!

Editorial aus dem "miteinander" | Ausgabe 5-6 / 2025 

Von Chefredakteur Henning KLINGEN

 

Wenn man am linken Niederrhein, nur wenige Kilometer von der holländischen Grenze
entfernt, aufwächst, dann ist man ihn gewöhnt: den Blick in die Weite des flachen Landes und den ruhigen Wechsel von Wäldern, Wiesen und viel, viel Horizont. Aber auch ihn, den Wind. Meist blies er mir von Westen her kommend als steife Brise ins Gesicht, wenn ich mit dem Rad über die Felder Richtung Schule fuhr. Und immer nervte er zu gleichen Teilen, wie er mich herausforderte. Denn er war schon früh für mich nicht nur ein natürliches Wetterphänomen, sondern übernatürliche Ansprache. „Was willst Du von mir?“, reckte ich nicht selten beim verschwitzten Strampeln und mit ins Gesicht peitschendem Regen die Fäuste in den Himmel. Die Naturgewalten, so empfand ich es damals in jugendlicher Selbstüberschätzung, hatten es
auf mich abgesehen. Jede Windböe ein persönlicher Affront. Ich antwortete mit Empörung,
Trotz und noch mehr Gestrampel. Mich kriegst du nicht klein!

"Für mich wurde das zu einer Schule des Lebens und
zu einer Grundeinstellung im Glauben."

Das Wind-Thema begleitete mich auch während meiner Jahre in Wien. Wohlwollend trug mich der stete Strom des Westwindes von Auhof her durch die Wienzeilen auf dem Fahrradweg bis in die Innenstadt. Zurück hieß es dann meist wieder: Strampeln, Schwitzen, Widerstand. Für mich wurde das zu einer Schule des Lebens und zu einer Grundeinstellung im Glauben. Denn zwei Erfahrungen bewegen mich seither: die Überzeugung, dass Gott etwas von uns will, dass er uns nicht in Ruhe lässt. Er „spricht“ zu uns – mal leise in einem „sanften, leisen Säuseln“, wie es in der Elija-Geschichte heißt, mal dröhnend laut im Sturm. Damit hängt die zweite Lektion zusammen, die ich auf den Feldern des Niederrheins lernte: „Er“ will wetterfeste Christen, die ihre Widerständigkeit bis in ihren Glauben hinein kultivieren. Menschen, die leben ohne metaphysischen Ausweg, so, dass sie mit dem Leben ohne Gott zurechtkommen. „Vor und mit Gott leben wir ohne Gott“, brachte das Dietrich Bonhoeffer auf den Punkt. Darin liegt das revolutionäre Potenzial des biblischen Gottes.


Heute lebe ich im Wienerwald – am Buchberg, auf dem eine der umstürmtesten Messstationen im Osten Österreichs steht. Es, nein „Er“ lässt mich offenbar nicht los. Aber das Schicksal meinte es gut mit mir: So sorgt eine kleine Senke dafür, dass der Wind just an unserem Fenster vorbeizieht und uns unbehelligt lässt. Aber „Er“ wiege sich nicht allzusehr in Sicherheit – denn der Radfahrer in mir strampelt weiter und will sich nicht abfinden. Mit dem Wind. Mit der Welt. Mit „Ihm“.

 


miteinander-Chefredakteur Dr. Henning Klingen

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