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Das Leben ist schön!

Rapper, Dichter, Denker

Sind Rapper nicht diese harten Typen mit einem Hang zur Gewaltverherrlichung? Nein! Der deutsche Rapper Orpheo beweist mit seinen poetischen Texten, dass Rap eine Kunstform mit einem hohen ästhetischen Bewusstsein sein kann.

Von Martina Raab

10.07.2019 | miteinander.at

 

 

Kaum eine andere Musikrichtung vermag so viele junge Menschen zu begeistern wie Rap: Ein griffiger Text und Beats, die ins Ohr gehen. In keiner anderen Musikrichtung gibt es so viele Fans, die selbst rappen: Wer ein Mikro und einen Computer hat, kann sofort loslegen und sich so als Teil einer großen Community fühlen. Texte aus dem Alltagsleben sind bald gefunden, dazu ein cooler Beat: Für den Sprechgesang Rap braucht es keine besondere musikalische Vorbildung, es geht dabei um Ausdruck und Persönlichkeit. Ob Rap als Kunstwerk wahrgenommen wird, liegt in der Beurteilung jener, die sich das anhören.

 

Klischees durchbrechen

 

Das Klischeebild des „Gangsta-Rappers“ wird durch zahlreiche YouTube-Videos, in denen Gewalt als „cool“ propagiert wird, genährt. Gewalt sucht man in Orpheos Texten allerdings vergeblich. Seinen wirklichen Namen gibt der in Berlin lebende Rapper nicht preis. Bei ihm folgt der Beat dem Geist der Poesie auf ganz besondere Art – die Bezeichnung „ästhetischer Rap“ müsste eigens für ihn geprägt werden.

 

Dieser junge Mann ohne Gangster-Attitüde hebt sich durch seine poetischen Texte und seine Form der Inszenierung vom gängigen Deutschrap ab: In den sozialen Medien präsentiert er sich in klassischer Dichterpose – mit einer Feder in der Hand. Sein Blick ist nachdenklich in die Ferne gerichtet. Mit seinem Künstlernamen Orpheo erinnert er an den Sänger und Dichter Orpheus der griechischen Mythologie. „Schon oft habe ich gehört, dass ich nicht wie ein typischer Rapper aussehe“, bestätigt er. Dass er aus dem Rahmen fällt, zeigt auch der Titel seines aktuellen Albums: „Rapper sind Dichter und Denker“ – gleichsam eine Kampfansage an jene, die den Rap als Kunstform für ausgereizt und erschöpft halten.

 

 

Aus Liebe zur Sprache

 

Rap ist für Orpheo eine sehr direkte Art der Kommunikation: „Ausdruck pur. Wenn Du den Beat wegnimmst, dann ist es einfach so, als ob jemand in Reimen redet.“ Wort und Beat müssen sich für den Künstler zu einem stimmigen Ganzen verbinden. Seine Leidenschaft: Texte und Zitate kunstvoll miteinander zu verweben. Er geht dabei vom Text aus, der Soundteppich wird dann darunter gelegt. „Ich mag Rap sehr, weil ich auch Sprache sehr mag. Und man kann im Rap gut Aussagen verpacken.“

 

In seinem Song „Wimpern“ geht es um die Hoffnung darauf, dass sich Wünsche erfüllen. Und Orpheo erfüllt selbst Wünsche: So nahm er etwa mit einem 70-jährigen Mann einen Rap auf, mit dem dieser seine Frau überraschen wollte. Das Video zu „Wimpern“ spielt übrigens im Berliner Dom – eine eher ungewöhnliche Location für einen Rap. „Im Dom spüre ich etwas, das tief unten in meiner Musik eine Rolle spielt.“

 


 

 

 

Autoreninfo

 

Mag. Martina Raab hat Musikvermittlung, -pädagogik und Kulturmanagement in Wien und Linz studiert.

 

 

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