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miteinander 9-10/2023
Schon den Evangelisten war Korruption nicht fremd: Matthäus berichtet von Bestechungsgeld für die Wachen an Jesu Grab. Lukas erzählt, dass sich Felix, der Statthalter von Achaia, Geld für die Freilassung von Paulus erwartete. Auch das Gleichnis vom unehrlichen Verwalter ist ein Paradebeispiel für Korruption. Dass die Propheten gegen bestechliche Richter wetterten, zeigt auch die alttestamentliche Welt von dieser Geißel geplagt. Für Thomas Stelzer, den Dekan der Internationalen Anti-Korruptionsakademie (IACA) in Laxenburg, ist „Korruption so alt wie die Menschheit“. Die längste Zeit habe es keine Ansätze gegeben, sagt er, Korruption effizient zu bekämpfen, bis Anfang der 2000er-Jahre in Wien die UN-Konvention gegen Korruption beschlossen wurde: „Dieses Rechtsinstrument gibt erstmals einen Rahmen vor, wie wir Korruption effektiv bekämpfen können. Die Konvention war auch der Ausgangspunkt für die IACA, eine kleine, aber wichtige Institution, die den Kampf gegen Korruption weltweit vernetzt und beflügelt.“
Die herrschaftliche Architektur des früheren Palais Kaunitz neben dem Schloss Laxenburg, dem Sitz der Anti-Korruptionsakademie, zeigt den dort Studierenden bereits beim Betreten des Hauses die Weite ihres Studiums. Vorbei an Büsten antiker Staatsmänner, Philosophen und Dichter gelangen die elf Teilnehmenden des aktuellen Anti-Korruptionskurses in ihre Seminarräume. So wie die Studierenden stammt auch der Lehrkörper aus den verschiedenen Teilen der Welt.
„Es fällt mir jetzt leichter, Menschen von den negativen Folgen der Korruption zu überzeugen“
Kurs für Multiplikatoren
„Es fällt mir jetzt leichter, Menschen von den negativen Folgen der Korruption zu überzeugen“, beschreibt Holy Ralaiarinoro vom Anti-Korruptionsbüro in Madagaskar den Lernerfolg, den sie vom IACA-Studium mitnehmen konnte. In ihrer Heimat bietet sie als Multiplikatorin Schulungen für Personengruppen an, „die am stärksten von Korruption betroffen sind“. Eine andere IACA-Absolventin ist Maruti Joshi, Polizei-Superintendentin von Jaipur in Indien. Sie betont, dass der Kampf gegen Korruption langwierig sei und die IACA-Gemeinschaft weltweit große Anstrengungen unternimmt, diesen voranzutreiben. Ein anderer Alumnus ist Alybek Kurbanaliev, Beauftragter für Korruptions- und Geldwäschebekämpfung beim OSZE-Programmbüro in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek. Seiner Meinung nach sollte die Erziehung zur Korruptionsbekämpfung von klein auf beginnen. Jede Toleranz gegenüber Korruption ist für ihn ein großer Fehler: „Deswegen ist es von größter Bedeutung, die Bevölkerung, insbesondere die Jugend, über den schädlichen Einfluss der Korruption aufzuklären.“ In diesem Sinn ist Kurbanaliev überzeugt, dass die IACA zu einer „besseren Gesellschaft“ beiträgt.
In unseren Programmen sollen die Studierenden die Fähigkeiten erlangen, die Strafgesetzordnung in ihren Herkunftsländern so zu stärken, dass sie widerstandsfähig gegen Korruption wird, sodass man diese auf Basis der Rechtsstaatlichkeit effektiv bekämpfen kann“, nennt Dekan Stelzer das Lehrziel. Als früherer Botschafter Österreichs bei den Vereinten Nationen kann Stelzer auf reiche UN-Erfahrung zurückgreifen und plädiert aus dieser internationalen Perspektive für maßgeschneiderte Programme: „Staaten mit schwachen rechtsstaatlichen Strukturen brauchen andere Unterstützung, um Korruption zu bekämpfen, als Staaten mit etablierten Systemen. Gleichzeitig gilt: Es gibt kein korruptionsfreies Land.“
Der Papst als Advokat
Gefragt nach den ethischen Grundlagen für den Kampf gegen Korruption, antwortet Stelzer, dass diese nicht in die Zuständigkeit der IACA fallen: „Ich bin schon damit gefordert, die juristischen, wirtschaftlichen und technischen Instrumente zur Korruptionsbekämpfung zu etablieren und die Zusammenhänge zu erklären. Mit diesem Curriculum allein kann ich bereits vermitteln, warum und wie Korruption unbedingt bekämpft werden muss.“ Aber natürlich, fügt Stelzer hinzu, habe er die Enzyklika „Fratelli tutti“ gelesen und das, was der Papst zu Korruption sagt: „Franziskus kommt aus dem Evangelium zum selben Schluss, zu dem wir aus einer anderen Richtung kommen.“ Dass der Papst ein lautes Sprachrohr und ein wichtiger Advokat für dieses Thema ist, freut den IACA-Dekan: „Das hilft uns und trägt dazu bei, dass die ganze Weltkonjunktur jetzt günstig für den Kampf gegen Korruption ist.“
Nähere Informationen finden Sie unter:
Anti-Korruptionsakademie Luxenburg
Thomas Stelzer
ist Dekan der Internationalen Anti-Korruptions- Akademie IACA