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Einfach zuhören

Kirche als Gesprächsort

Ein rollender Raum in einem stylisch umgebauten Sprinter-Bus: Das ist der sogenannte „durchkreuzer“. Egal, ob Kirmes, Streetfood-Circus oder Rockkonzert: Hier wird Kirche als Gesprächs- und Begegnungsort erfahrbar. Von Nathalie JELEN

miteinander 7-8/2023

miteinander-Magazin 7-8/23

 

Wir wollen mit Zuhören Raum anbieten, damit Menschen einfach da sein, mit sich – in vielleicht überraschender Weise – in Berührung kommen können. Auf dem „Hütte rockt Festival“ erzählt eine Teilnehmerin ganz fasziniert einem Bekannten: „Hier saß gestern einer, der hat einfach alles, was die Menschen erzählt haben, wie so ein Schwamm aufgesaugt.“ Und auch ich bin fasziniert, was in diesem offenen und zugleich geschützten, rollenden und zugleich modernen Raum möglich wird.


19 Tage war ich zwischen Mai und September 2022 unterwegs und hatte 188 Stunden Zeit zum Zuhören. Immer wieder spürte ich auch eine Irritation bei den Menschen: Wie jetzt? Du hörst einfach zu?“ Sogar nach einiger Zeit des Erzählens kam die immer noch leicht überraschte Aussage: „Du hörst ja wirklich zu!“ Berührt hat mich, dass viele der Menschen, die zum durchkreuzer kamen, mir, einer Fremden, so viel aus ihrem Leben erzählt haben.


Es sind Lebensgeschichten, Schicksale, freudige Ereignisse, der Grund des Festivalbesuchs und wegen welcher Musiker und Musikerinnen oder Bands sie da sind. Manche stellen Fragen und beantworten sie, indem sie das, was sie selbst dazu denken, erzählen. Es wird gelacht, geweint, geschwiegen und natürlich immer wieder erzählt und zugehört. Themen, die an anderer Stelle keinen Raum haben (dürfen), die einen anderen Raum brauchen oder an diesem Ort aufkommen, dürfen sein. Auf unterschiedliche Weise können wir sein: jene, die kommen, mit dem, was sie bewegt, was ihnen an Gedanken und Themen durch den Kopf geht, was ihnen in der Zeit der Begegnung guttut, und ich als Zuhörerin. Sie teilen (tiefe) persönliche Momente und haben mir (in kurzer Zeit) ihr Vertrauen geschenkt. Das berührt mich sehr.

 

Absichtslose Begegnungen
Mich erfüllt diese absichtslose Begegnung im Zuhören bei diesem Projekt oder in weiteren Situationen wie den Berufungsinterviews, die wir von der Berufungspastoral im Bistum Osnabrück aus seit gut zwei Jahren mit den Kolleginnen führen. Egal, ob nach innen oder außen, immer wieder nehme ich Dankbarkeit bei den Menschen wahr. Manche sind überrascht, dass es ihnen so guttut, und andere merken, wie viel doch gut ist, obwohl sie zu Beginn des Erzählens eine andere Einschätzung hatten.

 

In den verschiedenen Kontexten des Zuhörens in der Seelsorge entsteht bei einigen durch das Erzählen ein neuer Gedanke oder eine veränderte Sicht auf die Dinge und manche finden ihre eigene Antwort auf eine Frage, die sie hatten, oder stellen fest, dass ihre Frage keine wirkliche Frage ist. Viele unserer Gesprächspartner und GesprächspartnerInnen erfahren durch das Gespräch eine persönliche Stärkung oder eine Lösung hinsichtlich ihrer Themen.
Auch ich spüre in mir immer wieder Dankbarkeit: für Begegnungen, in denen vielfältige Themen zur Sprache kommen; für den Zeit-Raum, den ich anbieten darf und der so ungewöhnlich, rar und kostbar erscheint. Ich bin fasziniert, wie einfach Kirche mit diesem futuristischen Sprinter da sein kann – für Menschen.


Nähere Informationen zum Projekt:
Durchkreuzer.de

 


 

Nathalie Jelen
hat in Münster Theologie studiert und ist Pastoralreferentin im deutschen Bistum Osnabrück. Seit 2017 ist sie dort in der Berufungspastoral und im Diözesanjugendamt im Bereich Glaubenskommunikation tätig.

 

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