Mag. Lukas Cioni
Redaktionsleiter / Chef vom Dienst
miteinander-Magazin
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Es ist außergewöhnlich, dass sich ein Bestsellerautor an einen „Stoff“ wie die Bibel wagt.
Wie ist es dazu gekommen?
Mein Interesse ist es, Menschen für verschiedene Themen zu begeistern und diese Themen begreifbar zu machen. So entstanden zum Beispiel zahlreiche Wissenssendungen für das Fernsehen. Die Bibel wird nicht ohne Grund „Buch der Bücher“ genannt. Was in ihr steckt und was diese Geschichten und Aussagen für uns heute bedeuten, das wollte ich Menschen aller Altersgruppen erzählen.
Wieso haben Sie die Bibel in Reime und nicht als normalen Fließtext übertragen?
Reime sprechen Erwachsene wie Kinder an und zwingen, zum Kern der Sache zu kommen. Reime erlauben keine Worthülsen oder „Füllsätze“. In Reimen zu erzählen bedeutet, Inhalte und Bilder sehr klar zu verstehen. Außerdem sind Reime eine sehr knappe und trotzdem sehr emotionelle Erzählweise.
Was möchten Sie mit Ihrer Bibel in Reimen bewirken?
Mein eigenes Wissen über die Bibel und ihre Inhalte war – wie ich zu Beginn meiner Recherchen festgestellt habe – ein Halbwissen, geprägt von einigen Schlagworten. Kraft, Weisheit, Trost, Haltung und Hilfe, wie sie die Bibel bereithält, will ich verständlich machen und damit berühren. Wie Menschen, die dieses Buch lesen, damit umgehen, liegt an ihnen.
Haben Sie eine Lieblingsbibelstelle?
Eine meiner Lieblingsstellen ist die Geschichte „Jesus geht über das Wasser“ (Mt 14,22–33). Die Aussage, dass Glaube unsere Verantwortung ist und dass uns persönlich so viel gegeben ist, das wir nutzen und woran wir aber selbst glauben müssen, finde ich eine wichtige Erkenntnis und gleichzeitig eine große Stärkung im Leben.
Gibt es biblische Erzählungen, die für Sie herausfordernd oder irritierend sind?
Ich habe mich mit einer Auswahl an Erzählungen beschäftigt, die ein Expertenteam rund um den Wiener Dompfarrer Toni Faber getroffen hat. Beim Lesen sind mir viele Fragen gekommen, die ich alle gestellt und beantwortet bekommen habe. Es sind Fragen, die auch oft von Kindern kommen und die sich sicherlich auch Erwachsene stellen, aber gar nicht mehr zu fragen trauen. Heute ist mir eines klar: Viel zu oft wird die Bibel naturwissen- schaftlich ausgelegt oder erklärt. Dabei geht es – so sehe ich es jedenfalls – bei den Bildern, Vergleichen, Symbolen und Gleichnissen um eine Förderung des emotionellen Verständnisses.
Welche drei Dinge kann man sich – ob gläubig oder nicht – aus den biblischen Texten mitnehmen?
Zum einen: Liebe ist die größte Kraft der Erde. Dann: Glaube ist Liebe und Vertrauen und das gilt nicht nur, wenn es um Gott geht. Und schließlich: Es kommt auf die Tat an, auf das gelebte und umgesetzte Wort.
Seit wann lesen Sie in der Bibel?
Ich bin als Kind mit der Bibel in Verbindung gekommen. Vor allem im Religionsunterricht. Damals habe ich kennengelernt, dass die Inhalte der Bibel leben, wenn sie von Menschen lebendig und begreifbar nähergebracht werden.
Würden Sie sich als gläubigen Menschen bezeichnen?
Ich glaube an Gott als eine Kraft, die über uns steht, neben uns und hinter uns. Ich fühle mich nicht als eine Marionette Gottes, sondern als ein Mensch, dem Gott beisteht, mit dem ich in meinen Gedanken sprechen kann. An Gott kann ich mich jeden Tag dankend und genauso bittend wenden. Und wenn mir manches wenig verständlich scheint, kann ich ihm vertrauen.
Große Geschichten,
von weisen Menschen in Hunderten Jahren geschrieben,
sind in der Bibel für uns alle
bis heute erhalten geblieben.
Es sind Geschichten,
die uns Mut, Kraft und Freude geben
für alles, was wir denken und tun,
jeden Tag, das ganze Leben.
Weißt du nicht weiter,
stehst du verwirrt auf dem Pfad,
schau in die Bibel,
dort findest du Trost und auch Rat.
Buchtipp
Thomas Brezina: Die Bibel in Reimen, Joppy Verlag, Wien 2021,
ISBN 978-3-99001-466-0, € 24,95