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„Urlaub ist die populärste Form des Glücks“

Im Gespräch mit dem Freizeit- und Zukunftsforscher Peter Zellmann

Der Freizeit- und Zukunftsforscher Peter Zellmann sagt für heuer einen ähnlichen Sommer wie im vergangenen Jahr voraus: im Schatten der Pandemie. Doch diese kann sich durchaus auch positiv auf die Urlaubsgestaltung auswirken.

Das Interview führte Christopher ERBEN

 

miteinander 5-6/2021

Happy woman tourist stay on the green grass on the peak of mountain and look on the nice fog view. Concept freedom.

 

In Ihrem aktuellen Corona-Buch verknüpfen Sie die dramatische Entwicklung seit Ausbruch der Corona-Krise mit persönlichen Eindrücken und Erlebnissen. Welche Lehren ziehen daraus für die Zukunft?

 

Meine Einschätzung der Lage im Frühjahr 2020 hat sich bestätigt. Der Blindflug war auf gut Glück, wenn auch mit guter Absicht, um das Virus zu bekämpfen. Bis heute wissen wir nicht, ob es der richtige war. Die Politik war damals mehr mit dem Heute und Jetzt beschäftigt, blickte aber zu wenig in die Zukunft. Bereits im Sommer hätten Vorbereitungen auf die zweite Welle getroffen werden müssen, was aber nicht geschah. Am schwersten wurde die Freizeit- und Tourismuswirtschaft getroffen. Allein jeder dritte Arbeitsplatz steht hierzulande mit dem Tourismus in Zusammenhang.

 

Reisebeschränkungen, gesperrte Strände: Mit einem Schlag veränderte Corona auch unsere Idee von Urlaub. Wie sieht der Sommer 2021 aus?

 

Ich unterscheide zwischen mittel- und langfristigen Perspektiven. Der Sommer 2021 wird wahrscheinlich so sein wie jener vor einem Jahr. Von echter Normalität wird weiterhin keine Rede sein. Wie sich die Pandemie auf die Urlaubs- und Reisegewohnheiten auswirken wird, ist aber noch nicht wirklich absehbar. Es wird nach einer Öffnung einen ungeheuren Nachholbedarf geben. Viele Menschen werden wegfahren, was aber nicht heißt, dass wir auf einmal zum Massentourismus wie vor Corona zurückkehren. Ein Teil der UrlauberInnen wird aber bewusster auf Urlaub fahren – auch unter dem Eindruck der Diskussion um den Klimawandel. Rund 20 Prozent werden diese Überlegungen in ihr Freizeit- und Urlaubsverhalten einbeziehen.

 

Und was erwartet uns auf lange Sicht? Welcher Trend zeichnet sich ab?

 

Längerfristig stellt sich etwa die Frage, wie sich der Flugverkehr entwickeln wird. Ich gehe davon aus, dass die Flugpreise weiter steigen werden. Um 50 Euro nach Mallorca zu fliegen, gehört bestimmt der Vergangenheit an. Kürzer, näher, preiswerter – dieser Trend wird sich nach Corona fortsetzen und verstärken. Denn Urlaub ist die populärste Form des Glücks. Auch werden der Inlandsurlaub und der an der Adria wieder eine Renaissance erleben. An der bisherigen Reihenfolge der beliebtesten Destinationen Inland, Italien und Kroatien wird sich wohl nichts ändern.

 

Verbringen nachfolgende Generationen den Sommerurlaub in jenen Orten und Ländern, in denen sie bereits mit Ihren Eltern waren?

 

Die Eltern prägen die Urlaubsgewohnheiten ihrer Kinder bis zum 14. Lebensjahr. Danach wollen viele den Urlaub aber woanders verbringen. Die Hälfte dieser Urlauber kehrt aber in den nächsten 15 Jahren wieder an jene Orte zurück, wo sie bereits mit ihren Eltern waren. Das machen sie bewusst, um die Erlebnisse aus ihrer Kindheit aufzufrischen.

 

Ist der Urlaubsort ein Sehnsuchtsort?

 

Ja, allein im Sommer 2020 verbrachten viele ihren Sommerurlaub wieder in Österreich. Im Burgenland und in Kärnten gab es im Juli und August in manchen Regionen sogar ein Plus bei den Übernachtungen. Da kenne ich mich aus, da möchte ich wieder hin, sagten viele.


Prof. Peter Zellmann

studierte Pädagogik und Psychologie und ist seit 1987

Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung (IFT) in Wien.

 

 

 

 

 

 


Buchtipp

Peter Zellmann: „Corona – Protokoll des Blindflugs.

Mit einem Navi durch die Zukunft“, Manz Verlag Wien 2020,

ISBN-13: 978-3214186395, € 19,00

 

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