Mag. Lukas Cioni
Redaktionsleiter / Chef vom Dienst
miteinander-Magazin
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Kennen Sie dieses Gefühl des Verlusts, wenn man über das langsame Absterben der Volksreligiosität nachdenkt? Dieses Gefühl, wie wenn von einem fest gemauerten Haus, an dem alles an seinem rechten Platz ist, erst der Putz abfällt, dann Schimmel in einer Ecke auftritt, der Dachstuhl undicht und – man merkt es schon – das Fundament bereits angegriffen ist.
Nicht mehr lange und das ganze Haus stürzt ein, es bleibt ein Haufen Schutt. Ich zeichne heute ein Gegenbild: die Religionen dieser Welt als ein dicht gewebtes Tuch, begonnen vor Tausenden von Jahren. Die Kettfäden bilden wir alle, mit unserem Erleben und Spüren des Nicht Erklärbaren. Die Schussfäden machen das Muster.
Die ersten dominierenden Muster waren Naturreligionen, beseelte Mitwelt. Die meisten dieser Fäden haben sich verloren, das Muster ist nicht mehr erkennbar, blitzt aber immer wieder durch (z. B. wenn wir Palmbüsche ins Feld stecken). Alle Religionen, auch das Christentum,tragen Elemente ihrer Vorgänger. Viele Farben des Christentums sind nicht mehr Teil unseres heutigen Musters und einige werden noch verblassen. Doch es kommen neue Elemente, neue Farben dazu. Aber der Kern unserer Botschaft, das Grundmuster, bleibt erkennbar. Ob in einer Taylor-Swift-Messe, einer Baby- Willkommensfeier in der Familie, dem Einsatz für Armutsbetroffene oder ganz neuen Formen, die noch kommen.
Dr. Katharina Renner
ist Theologin und Soziologin. Sie arbeitet bei der Caritas der Erzdiözese Wien und ist zudem Vizepräsidentin der Katholischen Aktion Österreich (www.kaoe.at). Ab sofort schreibt sie an dieser Stelle als unsere neue miteinander-Kolumnistin anstelle von Ingeborg Schödl.