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Aus dem neuen »miteinander«

Schätze im Acker heben

Interview mit dem Regens des Wiener Priesterseminars Richard Tatzreiter

47 Seminaristen bereiten sich in Wien aktuell auf ihre Priesterweihe vor. Über ihre Motive, Ziele und Erwartungen berichtet der Regens des Wiener Priesterseminars, Richard Tatzreiter. Das Interview führte Christopher ERBEN

miteinander 1-2/2032

Wiener Priesterseminar

Herr Regens, vor 60 Jahren endete das Zweite Vatikanische Konzil. Welche Rolle spielt es im Blick auf die Entwicklung der Priesterberufungen?

Das Zweite Vatikanum hat eine prägende Rolle und suchte nach Antworten – etwa jene, wie Priester für den Beruf auf der Höhe der Zeit „fit gemacht“ werden können. Die Rezeption der Konzilsaussagen über die Bedeutung des Amtes ist aber noch immer im vollen Gange. Es hat etwa eine Erneuerung und Weiterentwicklung des Diakonats und der Beauftragung von Laien zu verschiedenen Diensten in der Kirche ermöglicht. Um diese Entwicklung wird gerungen, auch weil die Frage der Zulassung von Frauen zum Diakonat noch nicht definitiv entschieden ist.

 

Motive gibt es viele. Doch welche Erwartungen knüpfen angehende Priester an den Beruf?

Die Motive sind vielfältig und hängen bei vielen mit der eigenen Berufungsgeschichte zusammen. Einige spürten bereits in der Kindheit, dass sie der Glaube berührt und er sie innerlich motiviert. Ältere Seminaristen haben oft bereits komplexe Biografien hinter sich – wie Beruf, Familiengründung und Kinder. Der Abschied vom Leben im Zivilberuf ist für sie zwar nicht einfach, schließlich jedoch ein Gewinn, eine neu erworbene Freiheit und bisweilen auch eine Erleichterung, da sich eine Unzufriedenheit im gewohnten Berufsleben eingestellt hat.

"Es ist ein großer Schritt, den sie wagen, und dieses Tun beeindruckt mich immer wieder aufs Neue. Sie entdecken und heben „Schätze im Acker“, nicht nur für sich selbst, sondern um sie anderen zur Verfügung stellen."

Was reizt, was fasziniert Ihre Seminaristen heute am Priester-Sein?

Ein Teil unserer Seminaristen ist zunächst vor allem von der Liturgie fasziniert, andere zeigen mehr karitatives Engagement, weil sie es auch bei anderen Priestern erlebt haben; wieder andere bewegen die Verkündigung und die Überzeugung, den Glauben darzulegen und weiterzugeben. Es ist ein großer Schritt, den sie wagen, und dieses Tun beeindruckt mich immer wieder aufs Neue. Sie entdecken und heben „Schätze im Acker“, nicht nur für sich selbst, sondern um sie anderen zur Verfügung stellen.

 

Auf welche Herausforderungen müssen sich angehende Priester einstellen?

Auf besonders viele. Bei der Mitarbeit in größer werdenden Pfarren und Pfarrverbänden und spezifisch bei deren Leitung sind neben der menschlichen, geistlichen, akademischen und pastoralen Qualifikation auch gutes Personal-, Zeit-, und Konfliktmanagement erforderlich. Darauf schauen wir bei der Ausbildung und wissen daher bereits nach einiger Zeit, was wir unseren künftigen Priestern zutrauen können und was nicht. Belastbarkeit ist ein großes Thema. Bei mir schrillen aber die Alarmglocken, wenn sich bei manchen Interessenten oder Seminaristen der Berufswunsch als ein Ersatz für Defizite in der eigenen Persönlichkeit herausstellt.

 

Priester müssen heute vielfältige Kompetenzen und Führungsqualitäten mitbringen. Wie hat sich das im Lauf der Jahre verändert?

Ich habe den Eindruck, dass Sekundärmotive wie Macht, Ansehen und Einfluss weniger geworden sind, was auch damit zu tun, dass die Kirche derzeit durch eine Läuterung geht und das öffentliche Image der Priester bekanntlich nicht gerade das beste ist. Während früher die klassische Laufbahn als Diakon, Kaplan und Pfarrer vorbestimmt war, ist das heute so nicht mehr der Fall: Das Spektrum hat sich verändert und erweitert. Priester können begabungsorientiert u. a. als Theologen an Universitäten, Lehrer an Schulen, in der Seelsorge in einem Krankenhaus oder bei Verkehrsbetrieben, in der Gefangen- oder Bahnhofsseelsorge wirken.

 

Die Priesterausbildung wird seit einigen Jahren reformiert. Wie steht es um die neuen Richtlinien? Gibt es diese bereits?

Es gibt drei Richtlinien – die weltkirchliche, die länderspezifische „Ratio nationalis“ und die lokale Ausbildungsordnung. Seit etwa zwei Jahren tagen die Hausvorstände der österreichischen Priesterseminare, um am nationalen Entwurf zu arbeiten. Wir hoffen, dass wir in einem Jahr mit einem von der Bischofskonferenz und dem zuständigen Dikasterium in Rom approbierten Dokument rechnen können.


Dr. Tatzreiter

Dr. Richard Tatzreiter

leitet seit 2011 als Regens das Erzbischöfliche Priesterseminar in Wien. Gemeinsam mit Wien bilden die Seminare der Diözese St. Pölten und Eisenstadt dort seit zehn Jahren eine Seminargemeinschaft. Derzeit gehören 47 Priesterseminaristen im Alter zwischen 20 und 60 Jahren dem Haus an.

 

Informationen unter: Priesterseminar Wien

 

 

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