Mag. Lukas Cioni
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miteinander 7-8/2024
Markus Gewolf weiß: Wenn der Pager piept, muss es schnell gehen. Er unterbricht seine Tätigkeit, wenige Augenblicke später ist er auf dem Weg. Der 38-Jährige ist Mitglied der Österreichischen Wasserrettung (ÖWR). Raftingunfälle, Suizide, Verkehrsunfälle: Wenn Menschen aus dem Wasser zu retten sind, kommen Gewolf und seine Kollegen zu Hilfe – und verlieren dabei keine Zeit. Als anerkannte Rettungsorganisation fahren die Mitglieder der ÖWR wenn nötig mit Blaulicht. „Unser erstes Fahrzeug ist innerhalb von zehn Minuten am Einsatzort“, sagt Gewolf. Das Einsatzgebiet, das seine Ortsstelle in Bischofshofen abdeckt, liegt entlang der Salzach zwischen St. Johann im Pongau und dem Pass Lueg.
Das Besondere: Markus Gewolf arbeitet genauso wie alle anderen Mitglieder der Österreichischen Wasserrettung ehrenamtlich. Allein die Ortsstelle Bischofshofen leistet mit ihren 40 Mitgliedern rund 12.000 Stunden freiwilliges Engagement pro Jahr – und das hochprofessionell. Gewolf selbst ist seit seinem siebten Lebensjahr bei der Wasserrettung. Sein Vater, Gründungsmitglied der Ortsstelle Bischofshofen, begeisterte ihn schon in der Kindheit fürs Wasser und fürs Ehrenamt. „Als Kind ist man bei der Jugendgruppe, vertieft dort das Schwimmen, lernt die Einsatzgeräte kennen und wird an den Dienst herangeführt. Mit 15 kommt man in den aktiven Dienst.“
Zusammen Schweres bewältigen
Heute ist Gewolf Leiter der Ortsstelle Bischofshofen. Mit großer Begeisterung. Auch wenn er bei seinen Einsätzen häufig mit dem Tod konfrontiert ist. „Wenn im Wasser etwas Tragisches passiert, ist man als Helfer meistens zu langsam. Wir erleben bei unseren Einsätzen also nicht immer Schönes.“ Unfälle mit Kindern gehen ihm und seinem Team besonders nahe. Eigens ausgebildete Kollegen stehen bei tragischen Fällen zur Verfügung. Darüber hinaus fängt die Gemeinschaft in der Gruppe viele Emotionen auf und hilft, Erlebtes zu verarbeiten. „Als Ortstellenleiter bin ich für die Leute verantwortlich und sehe schnell, wenn sich einer nach einem Einsatz anders verhält oder zurückzieht. Dann handeln wir sofort.“
Zum Glück nehmen nicht alle Einsätze ein schlimmes Ende. Und manche davon bleiben Gewolf in besonderer Erinnerung, wie ein Raftingunfall vergangenes Jahr, bei dem ein Boot kenterte, zehn Personen die Salzach hinuntertrieben und nicht allein ans Ufer gelangen konnten. Alle wurden gerettet. Oder jener Einsatz kurz nach Weihnachten vor einigen Jahren: „Eine Frau ist über die Uferböschung in die Salzach gestürzt. Sie war rund fünfzehn Minuten mit dem Kopf unter Wasser, bevor wir sie rausholen konnten.“ Dass sie nach 45 Minuten Reanimation vor Ort wieder aufgewacht ist, grenzt an ein Wunder. Noch mehr, dass sie keine Folgeschäden vom Unfall davongetragen
hat.
Welttag der humanitären Hilfe
Zum Welttag der humanitären Hilfe am 19. August werden jene Menschen in den Mittelpunkt gestellt, die sich für andere in Not einsetzen oder im Zuge ihres humanitären Engagements ihr Leben verloren haben. Der internationale Aktionstag erinnert an sie.
Markus Gewolf
ist ehrenamtliches Mitglied der Österreichischen Wasserrettung und Leiter der Ortsstelle Bischofshofen