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Aus dem neuen »miteinander«

Lebendiges Hoffnungszeichen

Neue Serie

Unsere neue Serie „Beruflich berufen“ gibt Einblick in die vielfältigen Tätigkeitsfelder pastoraler Berufe, zeigt Chancen und Herausforderungen. Den Beginn bilden Erfahrungen aus der Krankenhauspastoral. Von Andreas PACK

 miteinander 3-4/2025

miteinander-Magazin 3-4/25

Krankheit und Leid, Einsamkeit und Scheitern gehören zur Grundbefindlichkeit unseres Menschseins. Ganz unverwundet kommt niemand davon. Dies zu begreifen und anzunehmen, fällt uns schwer. Die Bewältigung einer schweren Krankheit erfordert einen Trauerprozess. Letztlich muss die Realität einer Erkrankung anerkannt und integriert werden. Diesen Trauerprozess unterstütze ich als Krankenhausseelsorger, indem ich den Kranken die Möglichkeit anbieten darf, über deren Belastungen, über das Unbegreifliche und Unverständliche, das eine schwere Krankheit mit sich bringt, zu sprechen und den damit verbundenen seelischen Schmerz auszudrücken.

 

Krankenhausseelsorge heißt daher für mich Dasein, Anwesenheit, Menschlichkeit und Gesprächsbereitschaft: für Patienten, Angehörige und Mitarbeitende. Als Krankenhausseelsorger nehme ich die Realität wahr, wie sie ist, und mache die Augen nicht zu vor der Trauer, dem Schmerz und dem Leid, das ich im Krankenhaus sehe. Diese Anwesenheit, dieses Dasein hat für mich eine christliche Qualität und ist mit einem energetischen Aufwand verbunden. Oft ringe ich selber nach Worten und es bleibt mir manchmal die Luft weg, weil es nicht zu fassen ist, was an Schicksal und Leid einem Menschen zugemutet wird.


Zeit – ein kostbares Geschenk
Als Seelsorger verstehe ich mich als jemand, der Zeit zu verschenken hat, das ist meine große Ressource: den Kranken, Leidenden und Sterbenden Zeit zu schenken und im Hören der Not des anderen ein Stück des Weges mitzugehen. Zeit ist eines meiner kostbarsten Geschenke, die
ich geben kann. Denn mit der Zeit geben wir nicht etwas, sondern uns selbst. Meine Fähigkeit zu Solidarität und Empathie hängt auch damit zusammen, dass ich von dem, was der andere gerade erfährt, zumindest eine gewisse Ahnung habe. In diesem Zusammenhang ist es nachvollziehbar, was Rolf Zerfaß in seinem Buch „Menschliche Seelsorge" geschrieben hat: „Der Seelsorger muss nicht alle Probleme selbst durchlitten haben, die an ihn herangetragen werden, aber an einer Stelle seines Lebens muss er selber mit den Grenzen menschlicher Existenz konfrontiert worden sein, und nur wenn er dort nicht geflüchtet ist, sondern standgehalten hat, wird ihn auch die Not des anderen nicht in Panik versetzen.“ Möglicherweise bergen unsere Verwundungen und Verletzungen aber auch eine Chance in sich: Wer sich als hilfsbedürftig erfährt, der wird empfänglich für Zeichen der Nähe, dankbar für Zuwendung und vielleicht auch offen für den Glauben. Wo Sehnsucht nach Heil-Sein und Verzweiflung nahe beieinander sind, da kann sich auch ein Raum öffnen für Glaube und Spiritualität.


Meine Aufgabe als Seelsorger sehe ich darin, die Erfahrbarkeit der Liebe Gottes sichtbar zu machen. Als ich vor mehr als drei Jahrzehnten in der kategorialen Seelsorge zu arbeiten begonnen habe, ist sehr viel über die „Identität“ der Pastoralassistentinnen und -assistenten gesprochen worden. Dabei wurde u. a. die Frage diskutiert, ob sie Seelsorger sind und sich auch so nennen dürfen. Diese Gespräche verliefen mühsam und teils schmerzhaft. Inzwischen hat sich – Gott sei Dank – sehr viel verändert, sodass es heute selbstverständlich ist, dass Pastoralassistentinnen und -assistenten Seelsorger sind.


Der Glaube beginnt mit der Einsicht, dass der Grund unseres Lebens nicht bei uns selbst liegt, sondern in Gott. Und so möchte ich abschließend formulieren, was für mich als Glaubenden immer schon Erfahrung ist und vermutlich auch für die Zukunft der pastoralen Berufe gilt: Ich weiß nicht, wohin Du mich führst, aber ich weiß, dass Du mich führst.

 


miteinander-Magazin 3-4/25

Andreas Pack

ist seit 2007 Kranken-
hausseelsorger am LKH Graz mit Arbeitsschwerpunkten in den Bereichen Chirurgie, Augenklinik sowie Intensivstationen.

 

Cover

Quellenverweis:
Amt ohne Weihe – aber mit Missio(n). Pastoralassistent:innen/-referent:innen in der Kirche der Zukunft, brosch: 2024, ISBN: 978-3-99106- 136-6, € 32,90

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