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Feuer und Flamme

Zwischen Volkskultur und Brauchtum: Das Osterfeuer

Das Feuer haben Katholiken über viele Jahrhunderte hinweg mit negativen Vorstellungen vom Jenseits verbunden. Im Diesseits trägt es vor allem im Brauchtum eine positive Symbolik und macht das Numinose für den Menschen greifbar.

Von Daniel SEPER

miteinander 3-4/2025

miteinander-Magazin 3-4/25

In aller Herrgottsfrüh breitet sich am Karsamstag in vielen Kärntner Ortschaften eine mystische Stimmung aus, wenn sich der morgendliche Nebel mit dem Rauch vieler kleiner Glutnester vermischt. Von alters her beginnt der Karsamstag im Süden Österreichs mit der sogenannten Feuer- oder Schwammweihe. Am Vorplatz der Kirche wird ein Feuer mit Weihwasser besprengt, dessen Segen in die Häuser gebracht werden soll. Dafür bedient man sich traditionell trockener Baumschwämme, die an langen Drähten befestigt in die Feuerstelle gehalten werden. Die rauchenden Schwämme werden im Kreis geschwungen, um die Glut am Heimweg zu erhalten. Dort angekommen wurde damit der Küchenherd eingeheizt, auf dem die Osterspeisen Schinken, Würste und Eier gekocht werden und so schon bei der Zubereitung göttlichen Segen erhalten. In manchen Gegenden wird ein kleiner Haufen von Strauchschnitt, das „Reikheifnli“, entzündet, das den ganzen Karsamstag lang glosen soll, damit in der Nacht die großen Osterfeuer damit entfacht werden können.

 

Osterfeuer
So beginnt der Karsamstag nicht nur mit Feuer, sondern er endet auch damit, wenn nach der Auferstehungsfeier oft riesige Haufen von gesammeltem Baumschnitt entzündet werden und so die „Nacht der Nächte“ taghell erleuchtet wird. Mancherorts werden die Osterfeuer kunstvoll so gelegt, dass sie beim Entzünden religiöse Symbole wie das Kreuz oder IHS für den Namen Jesu zum Leuchten bringen. n„Wenn man auf einer Anhöhe steht und durch das Tal hin die sich bewegenden, Funken sprühenden Feuergarben sieht und dazu Böllerklang von fern her und aus der Nähe vernimmt, überkommt einen unwillkürlich ein heiliger Schauer: O vera beata nox!“, beschreibt Helmut Maurer, Experte für Kärntner Brauchtum, seine Lavanttaler Erinnerungen an die in der Liturgie besungene „wahrhaft selige Nacht“. Für eine mögliche Herkunft des Brauches verweist er auf eine Sage, wonach Bauern mit ihren Feuern eingefallene Türken in die Flucht schlugen.


Christus, das Licht
Doch nicht nur außerhalb des offiziellen Gottesdienstes, sondern auch in seinem innersten Kern spielt das Feuer gerade in beginnt die Osternacht bei einer Feuerstelle, bei der die Osterkerze entzündet wird, mit den Worten: „Christus ist glorreich auferstanden vom Tod. Sein Licht vertreibe das Dunkel der Herzen!“ Wie die Feuersäule dem Volk Israel bei der Flucht aus Ägypten den Weg wies, vertreibt das Licht der Osterkerze die Dunkelheit, wenn wir in die dunkle Kirche einziehen. Dort erklingt dann das Exsultet, der Lobpreis über die Osterkerze, deren Licht für Christus, den Auferstandenen, steht. Das Osterfeuer dürfte laut Maurer seine Wurzeln in vorchristlichen Mythen haben, nwo es im beginnenden Frühling für den Sieg der Sonne über die kalten Nächte der Finsternis stand. Das Christentum fand auch hier einen pragmatischen Zugang: Pagane Bräuche, die im Volk nicht auszumerzen waren, bekamen christliche Deutungen. So wurde aus dem heidnischen Frühlingsfeuer das Freudenfeuer über die Auferstehung Christi.

 

Jahresfeuer

„Das Feuer ist generell ein elementarer Bestandteil vieler Riten und Bräuche“, weiß der Volkskundler Maurer zu erzählen. Er nennt alljährlich zu einem bestimmten Tag abgebrannte Feuer wie das Faschingsverbrennen, bei dem dieser kurz vor der
Fastenzeit in Form einer Strohpuppe verbrannt wird. Nicht zuletzt durch den ideologischen Missbrauch des Sonnwendfeuers in der Zeit des Nationalsozialismus trat dieser Brauch zugunsten eines Johannisfeuers, am Geburtstag Johannes’ des Täufers am 24. Juni, oder des Herz-Jesu-Feuers besonders in den Bergen Tirols in den Hintergrund, berichtet Maurer „Bräuche pflegt man, weil man sie braucht“, erklärt er. Auch wenn sie oft den eigentlichen religiösen Kern eines Festes überlagern und Nebensächliches zur Hauptsache wird, geben sie Sicherheit und Orientierung und fördern Begegnung und Austausch in einer immer unübersichtlicheren Welt. So ambivalent wie das Feuer an sich ist, das wärmen, aber auch töten kann, sind es laut Maurer auch die damit verbundenen Bräuche: Es entstehen „großartige  Momente, aber auch abergläubische Verirrungen“.

 


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Daniel Seper
ist Professor für Religionspädagogik an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Niederösterreich und Redaktionsmitglied des miteinander-Magazins.

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